Straubinger Krippenweg 2025/26

1. Adventssonntag bis Hl. Drei König – Seit 30 Jahren

Plan Innenstadt

Lageplan Krippenweg 2025/26

1Spitalkirche
2Kirche St. Jakob
3Jesuitenkirche
6Veitskirche
9Gäubodenmuseum Weihnachtsfoyer
10Kirche und Krippenstube Karmeliten
11Ursulinenkirche

Straubinger Krippengeschichte

Bis ins 17. Jahrhundert reicht die Krippentradition Straubings zurück. Bald nach dem Einzug der Jesuiten 1631 lassen sich Quellen zu Krippenbauten und Krippenfiguren finden, deren Relikte vor drei Jahrzehnten für die Karmelitenkirche restauriert wurden. Die Künstler Franz Mozart, ein Großonkel von Wolfgang Amadeus Mozart, und Cosmas Damian Asam gestalteten für die St. Jakob eine weitere Krippe, die vermutlich durch den großen Stadtbrand 1780 vernichtet wurde. Außerdem errichtete Franz Xaver Keller im Jahre 1794 in der Spitalkirche einen der seltenen Krippenaltäre (keine Besichtigung wegen Renovierung).

Durch das Krippenverbot in der Aufklärung verschwand wahrscheinlich auch in Straubing manches Krippengut oder wechselte zu einem privaten Besitzer. Vor allem durch den Sammler der Krippe der Marianischen Männerkongregation, Präses Johann Baptist Reisinger, wurde die Krippentradition ab 1848 wieder belebt und bis heute fortgesetzt. Für die fachkundige Restaurierung und vorbildliche Aufstellung der älteren Kirchenkrippen engagierte sich besonders das Ehepaar Franz und Elisabeth Karl.

Vor 30 Jahren, zur Weihnachtszeit 1996/97, wurde erstmals ein Straubinger Krippenweg von Guido Scharrer initiiert, der bald darauf bis 2024 die Straubinger Krippenfreunde, einer Untergruppe des Bayerischen Waldvereins, leitete. Neben einem vielseitigen Vereinsprogramm bildeten vier große mehrwöchige und überregionale Ausstellungen 1997/98, 2002/03, 2007/08 und 2012/2013 im Herzogschloss die wirkungsvollsten Attraktionen, die jeweils Tausende von Besucher aus ganz Bayern und darüber hinaus anlockten.

Heute kann man sechs Jahreskrippen besichtigen: in der Jesuitenkirche (Reisingerkrippe), in der Krippenstube der Karmeliten (große Guckkastenkrippe und mechanische Krippe), in St. Elisabeth und in St. Josef sowie in Alburg. Zur Weihnachtszeit werden die große Barockkrippe (Jesuitenkrippe mit etwa ein Meter hohen Figuren) in der Karmelitenkirche sowie weitere meist ältere Krippenszenen in Kirchen aufgestellt und neuere in Schaufenstern. Zum Krippenweg im Zentrum können qualifizierte Führungen für Reisegruppen, Vereine, Schulklassen und Einzelpersonen bei der Tourist-Info (Tel. 09421-94469199) gebucht werden.

Straubing gilt als die Krippenstadt Niederbayerns mit Krippen aus fünf Jahrhunderten.



Spitalkirche (längere Schließung wegen Bauarbeiten) Krippenaltar (Ausschnitt)


Kirche und Krippenstube der Karmeliten

Albrechtsgasse 28
Seit 1665 ist ein Opfergang an der Krippe bezeugt. 1780 vermachte ein Gürtler seine Krippe mit über 100 Figuren dem Orden. Durch großzügige Ergänzung aus Südtirol (um 1880) und 79 Figuren des Bildhauers Josef Hien aus Ottobrunn wuchs ab 1954 der Bestand in der Krippenstube (links neben Eingang beim Turm) auf über 300 Figuren. Das Weihnachtsgeschehen in der Jahreskrippe gruppiert sich inmitten einer bewegten Landschaft und phantasievollen Gebäuden vor einem gemalten Hintergrund Jerusalem. Gegenüber ist eine große, mechanische Jahreskrippe zu sehen.

Seit dem Umzug der Marianischen Männerkongregation von der Jesuiten- in die spätgotische, um 1700 barockisierte Karmelitenkirche gehörte 1814 die große Barockkrippe vor dem Sebastianialtar (vorne rechts) dem Kloster. Erste Nachrichten über diese typische Jesuitenkrippe tauchen 1638 und 1646 auf. 44 Köpfe für Meterfiguren und 42 Paar Hände sind erhalten. Seit 1997 entstanden Rekonstruktionen von 24 fast menschengroßen Barockfiguren; dazu zehn Tiere und ein großer Hintergrundbau. Mit dem ersten Advent beginnen die Szenen: Verkündigung an Maria, Gang zur Base Elisabeth, Herbergssuche, Heilige Nacht, Königsanbetung, Flucht nach Ägypten. Rekonstruktion, Bekleidung und Bauten schufen E. und F. Karl. Seit einigen Jahren werden alle Krippenszenen der Karmeliten von Günther Neumann gestaltet, teils mit neuen Motiven und Bauten.



Karmeliten Krippenstube Jahreskrippe Szene Anbetung der Hirten



Karmeliten Krippenstube mechanische Jahreskrippe Szene Christkindfahrt in Kutsche



Karmelitenkirche Szene Anbetung der Könige 1


Ursulinenkirche

Burggasse 40
Die Kirche, entstanden um 1740, ist das letzte gemeinsame Werk der berühmten Brüder Asam. Das Kloster besitzt neben mehreren Jesulein-Figuren heute noch eine Krippe, deren Ursprünge bis ins Barock zurückreichen. Mit neueren Wachsköpfen versehen wurde zunächst nur eine Hl. Familie ausgestellt. Die Tiergruppe von Ochs und Esel aus Papiermaché ergänzen zwei Schafe und ein Lamm aus Unterammergau. Seit 1997 konnten Erwerbungen auf dem Münchner Weihnachtsmarkt bzw. alpenländische Repliken hinzugefügt werden: einige Barockfiguren, drei Hirten, drei Könige, ein Wächterengel, ein Schulmädchen und eine Klosterfrau (die Ordensgründerin Angela Merici). – Die Krippe ist nur kurze Zeit aufgestellt.



Ursulinenkirche Krippe Szene mit Hirten und Ordensgründerin Angela Merici


Weihnachtsfoyer Gäubodenmuseum

Fraunhoferstr. 23
Vom 19.12.25 bis 1.6.26 ist die beindruckende vierseitige Simultankrippe der Familie Karl ausgestellt, die Szenen aus Straubing und dem Bayerischen Wald zeigt. Die wertvollen Figuren stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Auch Krippen aus dem Museumsbestand sind zu sehen, wie das mechanische „Haus Nazareth“ von Emmeram Rath. Erbaut oder gesammelt vom Ehepaar Guido und Theresa Scharrer sind außerdem mehrere größere und kleinere Krippen zu besichtigen, darunter eine besondere heimatliche, eine böhmische Kirchenkrippe um 1900 sowie eine seltene, spielbare Theaterkrippe. Freier Eintritt im Foyer während der Museums-Öffnungszeiten Di. bis So. 10-16 Uhr; geschlossen 24., 25., 31.12. und 1.1.



Gäubodenmuseum Böhmische Kirchenkrippe um 1900



Gäubodenmuseum vierseitige heimatliche Simultankrippe (Ausschnitt)



Gäubodenmuseum Heimatliche Krippe



Gäubodenmuseum spielbare Theaterkrippe



Gäubodenmuseum peruanisches Retablo Anbetung der Könige


Veitskirche

Am Platzl 1
Der Chor der Votivkirche wurde bereits1404 eingeweiht. Anfangs des 18. Jahrhunderts wurde das Innere durchgreifend barock umgestaltet und enthält bemerkenswerte Stuckaturen und Gemälde, u. a, vom Münchner Hofmaler Johann Kaspar Sing und wohl auch von Cosmas Damian Asam. Nach der abgeschlossenen Außenrenovierung 2025 ist heuer täglich eine Krippe mit dem Titel „Fünf Epiphanien als barockes Welttheater“ zu sehen, die 2011/12 von Guido und Theresa konzipiert und komplett gebaut wurde. Sie zeigt äußerst symbol- und kontrastreich als Simultankrippe fünf Darstellungen aus dem Leben Jesu, die mit Vorausdeutungen (Präfigurationen) aus dem Alten Testament korrespondieren. Die über 100 Figuren wurden von Theresa Scharrer nach barocken Vorbildungen gearbeitet.



Veitskirche Simultankrippe Fünf Epiphanien als barockes Welttheater


Kirche St. Jakob

Pfarrplatz 21
Zwei größere Weihnachtskrippen sind in der Stadtpfarrkirche ausgestellt, eine der bedeutendsten spätgotischen Hallenkirchen Bayerns, deren Inneres mehrfach verändert wurde. Die Krippe im Chorrundgang wurde 1955 von Stadtpfarrer Rudolf Kracher (1941-1976) erworben und umfasst insgesamt 95 Figuren. Sie stammen von Bildhauern aus der „Münchner Schule” und wurden meist anfangs des 20. Jahrhunderts geschnitzt.

Unterhalb der Orgelempore ist auch die „Straubinger Krippe“ zu sehen. Außer einer bäuerlichen Familie kommen zum Jesuskind prominente Persönlichkeiten aus verschiedenen Zeiten, die Straubinger waren oder mit der Stadt verbunden, wie Herzog Ludwig der Kelheimer, Kaiser Karl V. oder König Ludwig I. Nach einem Konzept von Guido Scharrer gestaltete Thomas Huber aus Regensburg von 2015-17 nach historischen Vorbildern die Figuren für die Straubinger Krippenfreunde.



Jakobskirche Pfarreikrippe (Ausschnitt) mit Königen und Musikgruppe



Jakobskirche Straubinger Krippe mit Bauernfamilie und prominenten Straubingern aus verschiedenen Zeiten


Jesuitenkirche

Theresienplatz 50
Die Reisingerkrippe der Marianischen Männerkongregation in der spätgotischen, dann barockisierten Kirche gilt in mehrfacher Weise als etwas Besonderes: Auf Initiative des Präses Johann Baptist Reisinger (1830-1882) entwickelte sich von 1848 bis 1861 diese Jahreskrippe mit über 300 Figuren, darunter 90 barocke. Sie umfasste einst an die 50 Szenen und ist seit 1996 mit 18 Darstellungen ständig in einem Seitenraum aufgebaut. Restaurierung und Architektur übernahm das Ehepaar Karl. Neben zwei Stationen zum Alten Testament und mehreren zum Passionszyklus zeigt die Krippe vor allem Szenen aus dem Weihnachtsfestkreis, von der Verkündigung bis zur Hochzeit von Kana. Die größte Darstellung mit dem Zug der Sterndeuter spielt sich vor der Silhouette Straubings ab. Beachtenswert ist das große Hintergrundbild „Stadt Jerusalem zur Zeit Christi“, gemalt 1860 von Max Merz. – Meist nur bei Führungen zugänglich. Allgemein geöffnet am 27., 29., 30.12. und am 2. und 3.1. jeweils von 14-16 Uhr.



Jesuitenkirche Reisinger-Krippe Hauptszene (Ausschnitt) mit drei Königen und drei behinderten Menschen



Jesuitenkirche Reisinger-Krippe Szene Bethlehemitischer Kindermord


Privatkrippen am oder beim Stadtplatz

Im Schaufenster bei Forster Fußpflege, Albrechtsgasse 29. (Krippen von Elfriede Reisinger) sowie eine große Freikrippe von F. Härtle aus Oberammergau im Hof Kinderladen „Spatz“ (Fraunhoferstr. 13).


Die Kirchen sind zu den üblichen Zeiten geöffnet, der Autor übernimmt dafür keine Gewähr.
Während Gottesdiensten oder anderen Veranstaltungen ist keine Besichtigung erlaubt.


Literaturhinweise

Franz Karl, Krippen in der Basilika St. Jakob, In: Jahresbericht des Historischen Vereins Straubing 101, 1999 – Franz Karl, Das Fünfte Evangelium, Krippen im Kloster der Karmeliten zu Straubing, Straubinger Hefte Nr. 55, 2005 – Franz Karl, Krippen in der Jesuitenkirche, Straubinger Hefte Nr. 59, 2009 – Guido Scharrer (Hrsg.), Straubinger Krippen, Straubing 2002 – Guido Scharrer, Krippe in Niederbayern. In: Peter Riolini / Guido Scharrer, Geschichte der Krippe in Bayern, Straubing 2010, S. 18 bis 29 – Franz Karl / Guido Scharrer: Straubing – Krippenstube Karmelitenkirche, In: Guido Scharrer / Martin Martlreiter / Wolfgang Hammer, Jahreskrippen, Straubing 2017, S. 139 bis 142 – Franz Karl und Guido Scharrer: zahlreiche Artikel in Printmedien, besonders im Straubinger Tagblatt.

Text und Fotos: © Guido Scharrer, Straubing


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